Das Thema Hauswirtschaft nach vorn bringen wollen (von links) Alfred Vollmer, M. Christine Klöber und Claudia Menebröcker.(Foto: cpd / Jonas)
Zum Mittagessen Chips mit Cola, die Wohnung ein Durcheinander: Eine zunehmend schlechte Ernährung und schwindende hauswirtschaftliche Kenntnisse in der Bevölkerung beobachtet M. Christine Klöber. "Viele können nicht mehr kochen, lassen ihre Wohnungen nahezu verwahrlosen, kommen mit dem Geld nicht klar. Eine Grundkompetenz droht der Gesellschaft verloren zu gehen", sagte die hauswirtschaftliche Fachberaterin am Rande einer Tagung von hauswirtschaftlichen Leitungen in katholischen Alten- und Pflegeheimen in Paderborn. Als Grund dafür sieht Claudia Menebröcker vom Diözesan-Caritasverband Paderborn eine gesellschaftliche Geringschätzung hauswirtschaftlichen Fachwissens. "Hauswirtschaft wird oftmals unterschätzt, obwohl sie ein zentrales Element beim Leben und Wohnen ist."
Mit Sorge beobachtet sie ein daraus folgendes, geringer werdendes Interesse junger Menschen an einer hauswirtschaftlichen Ausbildung. "Vielen ist nicht einmal bekannt, dass Hauswirtschaft ein Ausbildungsberuf ist." Und Fachkräfte werden benötigt: Seit 2014 schreibt das Wohn- und Teilhabegesetz in Nordrhein-Westfalen vor, dass eine Fachkraft die Hauswirtschaft in stationären Einrichtungen leitet. Eine Vorgabe, die es in anderen Bundesländern nicht gibt, betonte Alfred Vollmer, Vertreter der Caritas in der Bundesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft. "Das ist einmalig in der Bundesrepublik. Es ist ein erster Schritt, um der Hauswirtschaft mehr Gewicht zu verleihen."
Die Ansprüche an leitende Hauswirtschafterinnen in stationären Einrichtungen wie Altenheimen sind hoch: Zahlreiche gesetzliche Vorschriften in Bezug auf Hygiene oder den Schutz vor Infektionen sind bei der Versorgung mit Essen, der Reinigung und Wäscheversorgung zu beachten. Benötigt wird auch große soziale Kompetenz bei der Unterstützung der Bewohner von Einrichtungen zu einem möglichst selbstbestimmten Leben. Angesichts zahlreicher Anforderungsbereiche bei der Leitung der Hauswirtschaft in stationären Einrichtungen regt Vollmer Weiterbildungen an, die die dreijährige Qualifikation von hauswirtschaftlichen Fachkräften ergänzen. Zudem möchte er der Hauswirtschaft in Politik und Gesellschaft eine lautere Stimme verleihen. Sein Ziel: die in zahlreiche Verbände aufgesplitterten hauswirtschaftlichen Fachkräfte unter einem Dach vereinen. "Nur dann können wir mit einer Stimme sprechen."