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Die Mitsprache von Kindern in Kitas war Thema eines Fachtages des Diözesan-Caritasverbandes mit (von links) Inge Schlottmann (Caritas), Regina Tolkmitt (Kindertagesstätte Pöppenteich, Detmold), Rüdiger Hansen (Institut für Partizipation und Bildung, Kiel), Petra Lünne (Familienzentrum St. Martin, Lippstadt-Benninghausen) und Marion Nolden (Kindergarten Lummerland, Lennestadt). (Foto: cpd / Jonas) |
Sie sind eine
Lernstube der Demokratie: Kindergärten und Kindertagesstätten. „Die Beteiligung
von Kindern an Entscheidungen ist aus der frühen Bildung nicht mehr
wegzudenken“, betont Inge Schlottmann vom Diözesan-Caritasverband. Bei einer
Fachtagung der Caritas beschäftigten sich rund 160 Leitungen und Trägervertreter
von katholischen Kitas im Erzbistum Paderborn mit „Partizipation und
Beschwerdeverfahren für Kinder in Kitas“. „Das Ziel der Beteiligung von Kindern
ist vor allem, das Selbstbewusstsein zu stärken und die Meinungsäußerung zu
fördern.“ Darüber hinaus sei die Beteiligung auch wichtig zur Prävention von
Missbrauch. „Kinder, die ihre Meinung äußern können, werden in der Not um Hilfe
bitten“, betont Schlottmann.
Die auch gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung von Kindern in Kitas sei „ein
ganz schöner Brocken“, sagt Referent Rüdiger Hansen vom Institut für
Partizipation und Bildung in Kiel. Bis Jahresende müssen Kitas in NRW für ihre
Betriebserlaubnis den Nachweis für strukturell verankerte Partizipations- und
Beschwerdemöglichkeiten für Kinder erbringen. Doch mit dem Schreiben eines
Konzeptes sei es nicht getan, kritisiert Hansen. Die Beteiligung von Kindern
sei immerhin ein „Paradigmenwechsel in der Pädagogik“. Eine konsequente
Umsetzung sei nur möglich, wenn Fachkräfte in Kitas ihr Verständnis von
Partizipation sowie die Rechte der Kinder in der Einrichtung umfassend klären.
Dürfen die Kinder etwa selbst bestimmen, was sie zum Spielen draußen anziehen
wollen – auch auf die Gefahr hin sich zu erkälten? Voraussetzungen seien
außerdem ein respektvoller Umgang und die Unterstützung der Kinder bei der Wahrnehmung
ihrer Rechte.
„Kinder müssen eine demokratische Struktur erleben“, betont Rüdiger Hansen.
„Denn die Demokratie ist die einzige Gesellschaftsform, die man lernen muss.“ Dazu
könne man die Kinder anleiten, Gruppensprecher zu wählen. Erfahrungen zeigten,
dass dabei meist die sozial Kompetentesten gewählt würden, „und nicht die mit
der lautesten Klappe“. Die Sprecher könnten dann in einem „Kinderparlament“
Fragen beraten, die sie bewegen. Doch die Kinder müssten erst lernen, ihre
eigenen Interessen und Wünsche wahrzunehmen und auszudrücken. „Das braucht
Zeit“, sagt Hansen. Dann sei es sogar möglich, bei Neueinstellungen von
Mitarbeitern den Kindern ein Anhörungsrecht zu gewähren. Nach einer Hospitanz
möglicher Mitarbeiter könnten Kinder häufig eine sehr zutreffende Einschätzung
über deren Eignung geben, hat Rüdiger Hansen erfahren.
Den Kindern müsse auch die Möglichkeit eröffnet werden, sich über Mitarbeiter
öffentlich zu beschweren. In einer „Kita-Verfassung“ könne dann festgelegt
werden, wie diese Beschwerden mit den Kindern oder gegebenenfalls in einer Teambesprechung
verhandelt werden. Die konsequente Umsetzung der Beteiligung von Kindern in
Kitas sei möglich und nötig, sagt Rüdiger Hansen. Aber: „Das ist eine massive
Herausforderung, die nicht mit einem Papier zu erledigen ist.“
Wie die Beteiligung von Kindern konkret aussehen kann, berichteten auch die
Kita-Leiterinnen des Kindergartens Lummerland in Lennestadt, des
Familienzentrums St. Martin in Lippstadt-Benninghausen sowie der Kindertagesstätte
Pöppenteich in Detmold.