Diskutierten die Rolle von Seelsorge und Ethik in katholischen Krankenhäusern im Erzbistum Paderborn (von links): Marius Menke (Geschäftsführer Diözesaner Ethikrat), Pfarrer Frank Wecker (Diözesanbeauftragter für Krankenhausseelsorge), Prof. Dr. Markus Flesch (Marienkrankenhaus Soest), Prof. Dr. Werner Wertgen (Katholische Hochschule Paderborn) und Thomas Becker (Vorsitzender Diözesaner Ethikrat). (Foto: cpd / Jonas)
Die Zusammenarbeit von Medizinern, Krankenhausseelsorgern und Vertretern von Ethik-Komitees in katholischen Krankenhäusern im Erzbistum Paderborn stärken – das war das Ziel einer Veranstaltung des Diözesanen Ethikrates und der Diözesanstelle Krankenhausseelsorge im Katharinen-Hospital in Unna. Die Beziehung zwischen Arzt und Seelsorger nahm Prof. Dr. Markus Flesch, Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie am Marienkrankenhaus in Soest, in den Blick. Vor rund 30 Seelsorgern und Ethikbeauftragten äußerte er sein Bedauern, dass ein Austausch zwischen Medizin und Theologie kaum stattfinde. Umso wichtiger sei der Einsatz von Seelsorgern in Krankenhäusern, auch aus Sicht von Medizinern. „Die Kirche muss möglichst viele Ressourcen in diesen Bereich stecken“, sagte er. Aus eigener Erfahrung wisse er, welch großen Einfluss ein engagierter Klinikseelsorger auf die Atmosphäre in einem Krankenhaus haben könne. In einem konkreten Fall hätten sich sogar aus dem Koma aufgewachte Patienten erinnern können, dass ein Seelsorger an ihrem Bett gebetet habe. Ein guter Krankenhausseelsorger sei auch ein guter Betriebsseelsorger, sagte Flesch. Auch Ärzte und Pflegende bräuchten Trost, besonders wenn Fehler passiert seien. Je selbstverständlicher und authentischer der Seelsorger seinen Dienst tue, desto selbstverständlicher sei er auch Teil der Station und des Krankenhauses, so Flesch.
Wie der Anspruch an eine christliche Einrichtung mithilfe eines entsprechenden Leitbildes konkret umgesetzt werden kann, erläuterte Prof. Dr. Werner Wertgen, Lehrstuhlinhaber Moraltheologie und Sozialethik an der Katholischen Hochschule Paderborn. Zentral dabei sei die Umsetzung der christlichen Überzeugung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen. „Menschen sollen einander und die ihnen geschenkte Schöpfung so behandeln, wie Gott sie behandeln würde“, erklärte Wertgen. Diese Überzeugung könne überprüfbar in konkretes Handeln in katholischen Krankenhäusern und anderen christlichen Einrichtungen umgesetzt werden – als Leitbild sowohl für die Organisation als auch für die einzelnen Mitarbeiter. Allerdings seien caritative Einrichtungen in einer „Zwangslage“, weil sie nicht nur ihrem theologisch-ethischen Auftrag verpflichtet seien, sondern als Sozialunternehmen auch marktwirtschaftlich agieren müssten, erläuterte Wertgen. Deshalb sei es nötig, die eigene Werteausrichtung wettbewerbsstrategisch als Alleinstellungsmerkmal zu nutzen. „Man darf mit ,Moral´ werben“, sagte Prof. Wertgen.