Wer krank ist
und sich nicht mehr um seine eigenen Angelegenheiten kümmern kann, bekommt
einen rechtlichen Betreuer an die Seite – die meisten davon Ehrenamtliche.
Unterstützt und beraten werden diese von Betreuungsvereinen mit beruflichen
Betreuern. „Doch dieses vom Gesetzgeber gewollte System der Betreuungsvereine
steht vor dem Kollaps“, warnt Heike Deimel vom Diözesan-Caritasverband
Paderborn. Fünf Betreuungsvereine in NRW haben bereits aufgegeben und sich
aufgelöst, einer davon im Erzbistum Paderborn. „Doch auch die übrigen 27
Betreuungsvereine im Erzbistum haben zu kämpfen“, sagt Heike Deimel. 90 Prozent
schreiben rote Zahlen. Darauf weisen die Betreuungsvereine seit Jahren immer
wieder hin. „Doch passiert ist nichts.“
Die Empörung bei den Betroffenen ist groß, vor allem auch anlässlich jüngster
Berichte über ein komfortables Gehaltsplus für NRW-Minister. In einem Brief an
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verweist Michael Gebauer, Geschäftsführer
des SkF Hagen, der Träger eines Betreuungsvereins ist, auf eine „erhebliche
Schieflage“ in der Finanzierung. „Seit mehr als zehn Jahren werden unsere
Vereinsbetreuer ohne jegliche Anpassungen mit dem gleichen Stundensatz
vergütet. Darin sind ebenso alle Nebenkosten enthalten, wie Mieten, Fahrzeug,
EDV, weitere Bürotechnik, aber auch Verwaltungsmitarbeiter.“ In den zehn Jahren
seien die Preise jedoch um 15,7 Prozent und die Personalkosten gar um 25
Prozent angestiegen. Der Betreuungsverein des SkF Hagen habe deshalb bereits
die Mitarbeiterzahl reduzieren müssen, da der Eigenanteil für diese Arbeit
nicht mehr zu stemmen war, schreibt Michael Gebauer an die Ministerpräsidentin.
„Eine Antwort zur Zukunft unseres Betreuungsvereins steht noch aus. Aber wer
wird die Betreuungen und damit auch die Beratung in unserer Stadt
weiterführen?“
„Verstehen Sie bitte daher meinen Ärger über das dicke Gehaltsplus der Minister
mit Kompensierung des Gehaltsverzichtes für die Jahre 2013 und 2014“, schreibt
Gebauer. „Ich frage mich, wie ich unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im
Betreuungsverein erklären soll, dass es im Land NRW die Möglichkeit gibt,
selbst Zeiten der fehlenden Gehaltserhöhung durch ein dickes Plus nachzuholen,
sie sich aber weiterhin bis an den Rand des Vertretbaren für Menschen in Not
aufopfern ohne Anerkennung der veränderten Gegebenheiten.“ Antworten von
Landespolitikern, die sich für nicht zuständig erklären, lässt Gebauer nicht
gelten. Zwar sei der Bund als Gesetzgeber verantwortlich. Doch verweise dieser
darauf, dass eine Anpassung und die zukünftige automatische Angleichung an die
allgemeinen Kosten nur mit Zustimmung der Länder durchgeführt werden könne und
dort das Problem liege. „Unsere Betreuungsvereine benötigen dringend Ihre
Unterstützung“, appelliert Gebauer an die Ministerpräsidentin. „Ich wünsche
mir, dass unser Land NRW die Initiative ergreift und mit den übrigen Landesregierungen
einen Fahrplan für eine Vergütungserhöhung zu Gunsten der gesetzlichen
Betreuung erarbeitet.“ Bis zu einer endgültigen Entscheidung müsse es darüber
hinaus schon jetzt zu einer Anhebung der Betreuungsentgelte kommen. Denn: „Es brennt
inzwischen in vielen Betreuungsvereinen.“
Info
Anerkannte Betreuungsvereine von Caritas, SkF oder SKM gibt es in 22 Städten im Erzbistum Paderborn, und zwar in Arnsberg, Bielefeld, Detmold, Dortmund, Gütersloh, Hagen, Hamm, Herford, Herne, Lippstadt, Menden, Meschede, Minden, Olpe, Rheda-Wiedenbrück, Siegen, Soest, Unna, Warburg, Warstein, Werl und Witten. Eine Liste findet sich unter www.caritas-paderborn.de/adressen/1139 .