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SKM und Caritas übergaben jetzt die Verantwortung für das Projekt „Ineu“ in einheimische Hände. Als Dank aus Rumänien gab es eine Holzschnitzarbeit. V. l. Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig, Schuldirektor Joan Nicodin, Detlef Müller (Vorsitzender SKM Paderborn) und Hilfskoordinator Johannes Bracke vom SKM Paderborn. (Foto:Vieler) |
Es
war genau der 24. Januar 1991 als der erste Hilfstransport von Paderborn in die
Kleinstadt Ineu am Rande rumänischen Karpaten rollte. Organisiert wurde er vom
Katholischen Verein für soziale Dienste in Paderborn (SKM) in Zusammenarbeit
mit dem Diözesan-Caritasverband. Nach über 20 Jahren übergab jetzt
SKM-Geschäftsführer Johannes Bracke die Federführung für das Hilfeprojekt Ineu
während einer Feierstunde im Paderborner Liborianum an rumänische
Verantwortliche. In seiner Begrüßung wies der SKM-Vorsitzende Detlef Müller
darauf hin, dass die Rumänienhilfe aus Paderborn auch ein Baustein für den
Aufbau eines friedlichen, vereinten Europas sei. Bei der Hilfe handelte es sich
nämlich nicht nur um materielle Hilfe in Form von Transporten oder Geldspenden.
Teilweise mehrmals im Jahr reisten auch Freiwillige aus Paderborn für ein
Workcamp nach Rumänien und halfen dort tatkräftig beim Aufbau einer Schule und
eines Jugendbauernhofes.
Schockierend seien die Bilder und Nachrichten gewesen, die kurz nach dem
Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft in Rumänien vor gut 20 Jahren um
die Welt gegangen seien, erinnerte sich Johannes Bracke in einem Rückblick an
die Anfänge der Hilfsaktion. Völlig verwahrloste, sich zum großen Teil selbst
überlassene, behinderte Kinder in den staatlichen Heimen. Völlig überlastete
Pflegekräfte. „Es fehlte an allem“, erinnerte sich der Paderborner, der die
katastrophalen Zustände noch selbst in Augenschein nehmen konnte. Inzwischen
konnte unter anderem auch mit Hilfe der EU eine integrative Schule aufgebaut
werden, an der 600 Kinder, davon 150 Behinderte, unterrichtet werden. Der
Leiter dieser Schule, Ioan Nicodin, war eigens zum Festakt nach Paderborn gekommen.
Mit Spenden aus Paderborn konnte auch ein 35 ha großes, ehemaliges
Kolchosengelände in der Nähe von Ineu angekauft werden. In dem renovierten
Bauernhof, der „Farm“, kommen über 18-jährige Jugendliche unter, die sonst
nirgendwo einen Platz finden. Daher war auch der Vorsitzende des rumänischen
Trägervereins „Impreuna“, Ladislau Meszaros, an die Pader gereist. Neben der
„Farm“ betreibt der Verein noch drei dezentrale Kinderhäuser für Waisenkinder
in der Umgebung von Ineu. Auf der „Farm“ selbst wohnen etwa 25 junge Erwachsene
mit zum Teil psychischen Behinderungen. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt
mit der Herstellung von Besen, der Reparatur von Fahrrädern sowie im
landwirtschaftlichen Bereich durch Gemüse- und Pilzzucht. Dazugekommen sind
noch einige Bienenvölker und Fischteiche. Als Vertreter der Bewohner war Nicu
Jarca Teilnehmer der rumänischen Delegation.
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(Foto:Vieler) |
So
konnte Bracke in seinem Rückblick über 20 Jahre Hilfe aus Paderborn mit
beachtlichen Zahlen aufwarten: Genau 100 Hilfstransporte weise die Statistik
aus. Mit ihnen seien rund 1500 Tonnen verschiedenster Hilfsgüter im Wert von
rund 720 000 Euro nach Ineu gebracht worden. Dazu seien noch Barspenden für
Baumaßnahmen und den Ankauf der „Farm“ in Höhe von über 270 000 Euro gesammelt
worden.
Ganz wolle aber der SKM sich nicht aus der Hilfe für Ineu ausklinken. Daher
sammelt die Hilfsorganisation mit Sitz an der Kapellenstraße weiterhin
gebrauchte oder defekte Fahrräder und auch Kleidung, die dann von den Rumänen
abgeholt werden.
Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig lobte in seinem Grußwort die Form der
Zusammenarbeit. Er sei dankbar dafür, dass dies gelungen ist. Gleichzeitig
wertete er es als Zeichen der Hoffnung, dass das Hilfsprojekt jetzt in
rumänischer Regie weitergeführt wird. „So können wir davon ausgehen, dass das
Projekt nachhaltig ist“, sagte Lüttig.
Direktor Joan Nicodin, der sein Grußwort auf Deutsch hielt, bedankte sich im
Namen der Kinder aus Ineu für die Hilfe aus Paderborn. Man habe viel geleistet
in den vergangnen 20 Jahren.
Bei einem Gottesdienst zu Beginn der Veranstaltung hatte Weihbischof Matthias
König in seiner Predigt mit Bezeug auf die päpstliche Enzyklika „Deus Caritas
est (Gott ist die Liebe)“ darauf hingewiesen, dass Gottes- und Menschenliebe
untrennbar voneinander seien. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von
den St.-Vitus-Singers.