Frauen stärken Frauen: Claudia Englisch-Grothe (rechts) und Anke Beniers vom Sozialdienst katholischer Frauen Paderborn hoffen auf möglichst viele Mentorinnen, die Alleinerziehende bei deren beruflichen Orientierung zur Seite stehen möchtenFoto: cpd/Sauer
In den Wochen zwischen dem Internationalen Tag für die Beseitigung von Armut (17. Oktober) und dem katholischen Welttag der Armen (17. November) lenkt die Caritas den Blick auf eine gesellschaftliche Gruppe, die hierzulande ein extrem hohes Armutsrisiko trägt: alleinerziehende Frauen und Männer. Fast jede zweite alleinerziehende Person ist armutsgefährdet. "Passgenaue Hilfen" fordert daher der Sozialdienst katholischer Frauen im Erzbistum Paderborn. Dazu gehören vor allem Angebote, um Beruf und Erziehung miteinander zu vereinbaren, aber auch Hilfen, um überhaupt den Einstieg einen Job zu schaffen. Ein Beispiel aus Paderborn:
Die Stelle als Verkäuferin in der Bäckerei war für die alleinerziehende Mutter fast schon sicher; es wäre die große Chance gewesen: endlich wieder ein Job, raus aus Hartz IV, raus der Isolation daheim. Doch letztlich scheiterte der Job an einem winzigen Detail: "Der Chef bestand darauf, dass ihre Arbeitszeit pünktlich um acht Uhr morgens beginnen sollte", berichtet Claudia Englisch-Grothe vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Paderborn. Die junge Mutter konnte jedoch erst um Viertel nach acht da sein. "Kita-Öffnungszeit und Busverbindung ließen keine andere Möglichkeit zu." Aus dem Job wurde nichts. Die alleinerziehende Frau besaß nicht das Selbstbewusstsein, den Chef um eine flexiblere Regelung ihrer Arbeitszeit zu bitten.
Fälle wie dieser sind unter Alleinerziehenden keine Seltenheit. "Oft sind es nur Details, die es letztlich verhindern, dass die Alleinerziehenden beruflich Fuß fassen können", weiß Diplom-Sozialarbeiterin Anke Beniers. Etwa fehlende Informationen über Kinderbetreuung in der Nähe, über den öffentlichen Nahverkehr oder über Entlastungsangebote. Manche Frauen seien fremd in einer Stadt; andere hätten keine geeigneten Netzwerke, zögen sich zurück, wenn vorgefundene Angebote wie etwa Krabbelgruppen nicht zu ihnen passten.
Die Chancen, an dieser Situation allein etwas zu ändern, sind, so Claudia Englisch-Grothe, immer dann gering, wenn Alleinerziehende aufgrund von Erziehung, Schule oder Ausbildung wenig Selbstbewusstsein und damit Selbstwirksamkeit erfahren konnten: "Allzu schnell wird dann schon bei kleinen Hürden resigniert." Viele betroffene Frauen gehen nicht mehr vor die Tür, wollen nur noch eines: allein mit ihrem Kind sein. "Wenigstens bei der Kindererziehung möchten sie nicht versagen." Der Preis dafür ist hoch: Isolation, Vereinsamung und Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe. "Letztlich ist auch dies eine Form von Armut", so Claudia Englisch-Grothe.
Diesen Teufelskreis will der SkF mit dem Coaching-Projekt "Frauen stärken Frauen" durchbrechen. Der katholische Sozialverband sucht dafür Frauen, die als Mentorinnen Alleinerziehende auf ihrem Weg in den Beruf begleiten: Idealerweise sollten die Wegbegleiterinnen Frauen sein, die es selbst geschafft haben, Haushalt, Kinder und Beruf mit einander zu vereinbaren und die nun Lust haben, ihre positiven Erfahrungen mit anderen Frauen zu teilen.
Interessierte Mentorinnen erhalten eine qualifizierte Schulung, können bei auftretenden Problemen auf verlässliche Ansprechpartnerinnen beim SkF und die Unterstützung weiterer sozialer Dienste zurückgreifen. Fahrtkosten werden erstattet. Auch Mentorinnen mit nur wenig Zeit, haben die Chance sich zu engagieren. Der SkF sorgt zusammen mit dem Kooperationspartner IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit, dafür dass die Bedarfe der Alleinerziehenden zu den zeitlichen Ressourcen der Mentorin passen. Bei IN VIA sind die in Frage kommenden und interessierten Alleinerziehenden bekannt, weil sie an laufenden Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung ("MamaVIA") teilnehmen. Für das innovative Projekt greifen neben SkF und IN VIA weitere Partner mit ins Rad: das Jobcenter, der Kreis Paderborn und die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung. Das Erzbistum Paderborn unterstützt "Frauen stärken Frauen" aus Mitteln des diözesanen Armutsfonds.
Kontakt: SkF Paderborn, Anke Beniers / Claudia Englisch-Grothe, info@skf-paderborn.de , Tel. 05251 / 121960