Noch gehört das zum dritten Mal verliehene "Elsbeth-Rickers-Stipendium" des Diözesan-Verbandes Paderborn zu den jüngeren seiner Art. Dessen ungeachtet ist es nicht minder wichtig, leistet diese Form der Förderung doch einen wertvollen Beitrag gegen den Pflegenotstand in Deutschland. Zehn Pflegefachkräfte - darunter sieben Frauen und drei Männer - erhielten im Rahmen einer Feierstunde ihre Stipendiums-Zusage. Verbunden ist damit eine finanzielle Unterstützung von mehr als 35.000 Euro während des vierjährigen Studiums. An dessen Ende soll im Idealfall ein Masterabschluss als Pflegepädagogin bzw. Pflegepädagoge stehen.
Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es mehrere hundert vakante Stellen in der Pflegepädagogik. Diese Zahl wird weiter steigen, allein schon wegen des demografischen Effekts, der auch beim Pflegelehrpersonal keinen Halt macht, sowie der Erreichung des bundeseinheitlichen Qualitätsstandard der Klassengröße. "Umso entscheidender ist es, dass wir diesem offensichtlichen Mangel entgegenwirken", sagte Caritas-Direktorin Esther van Bebber während ihrer Begrüßung. "Wir alle freuen uns, dass Sie in Zukunft Teil der Lösung sein werden."
Schon jetzt strahlt das Projekt weit über Paderborn hinaus, nicht nur durch die hohe Zahl an Bewerbungen. Bis in die verantwortlichen Ministerien ist das Stipendium inzwischen bekannt und man sucht Nachahmer. Bestätigung genug für Eva Maria Müller, dieses Projekt 2022 zu initiieren und vor allem auch weiterzuführen. "Auch 2025 werden wir wieder Stipendien vergeben", sagte Müller. Dank der Unterstützung der St. Kilian Stiftung des Erzbistums Paderborn ist die Finanzierung zunächst gesichert.
Während der Feierstunde virtuell zugeschaltet war Prof. Dr. habil. Karin Reiber von der Hochschule Esslingen. Dort forscht und arbeitet sie unter anderem auf den Gebieten der Professionalisierung der Pflege/Pflegepädagogik und Fachkräftebedarf/-sicherung in der Pflege. Die Gastreferentin unterstrich in ihrem Beitrag die Bedeutung des Stipendiums. "Der Bedarf in der Pflege, sowohl in quantitativer, als auch in qualitativer Hinsicht, wird immer weiter steigen. Und mit ihm die beruflichen Anforderungen der Pflegenden." Dieses Stipendium biete nun die Möglichkeit, sich noch intensiver auf diese Herausforderungen zu konzentrieren.
Neben dem hohen Stellenwert für die allgemeine Pflegesituation stellt dieses Stipendium für alle Geförderten eine enorme Wertschätzung und Erleichterung für das weitere Berufsleben dar. Dies wurde in den glücklichen Gesichtern der neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten deutlich. Sie kommen aus Pflegeschulen, Bildungsakademien und Krankenhäusern innerhalb des Wirkungsbereiches des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn.
Sorgenfrei studieren - zumindest in finanzieller Hinsicht - können jetzt: Sara Bigdelikomitaki (Herne), Tobias Fiebig (Arnsberg), Tobias Gertzen (Paderborn), Lea Kuhlbrock (Paderborn), Kirstin Lempert (Meschede), Eugenia Litau (Arnsberg), Sandra Schröder (Bielefeld), Anna-Kathrin Schuppe (Hamm), Lorena Stradt (Paderborn) und Patrick Strauß (Iserlohn).
Darüber hinaus gab es an diesem Tag einen Meilenstein zu feiern. Als erste Stipendiatin bestand Sabine Wolf (Caritasverband für den Kreis Soest) die Bachelorprüfung im Studiengang Berufspädagogik für Gesundheits- und Sozialberufe, Fachrichtung Pflege, an der Hamburger Fern-Hochschule (HFH). Doch damit ist für die engagierte Pflegepädagogin noch lange nicht Schluss. In Kürze wird sie den Master-Studiengang, ebenfalls als Fernlehre, bei der HFH anschließen.
Benannt ist das Stipendium nach Elsbeth Rickers (1916 - 2014), der "Grande Dame" der Caritas im Erzbistum Paderborn. Als Politikerin, Krankenschwester und nach dem Krieg als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern setzte sie sich mit unermüdlicher Tatkraft seit 1945 in der Caritas für Notleidende ein und etablierte schon früh Initiativen für Hilfesuchende. 1949 war sie Mitbegründerin der ersten Familienpflegeschule in der Bundesrepublik, 1956 der ersten Pflegevorschule in NRW. 20 Jahre lang war sie stellvertretende Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes.