Verena Seefeld (Foto: cpd – Christian Müller)
In der Beratungsstelle der Jugend- und Drogenberatung in Delbrück bietet Verena Seefeld Gespräche für Menschen im offenen Strafvollzug an. Es geht natürlich um Sucht, aber vor allem geht es um Perspektiven. "Die allermeisten kommen freiwillig", erzählt sie. "Sie wollen etwas verändern. Sie wollen raus aus der Sucht. Raus aus alten Mustern."
Ein neuer Anfang - mit Unterstützung
Die Beratung beginnt oft schon während der Haftzeit. Es geht um Abstinenz, um Rückfallprophylaxe, um Strategien für ein suchtfreies Leben. Und um ganz praktische Dinge: Therapieanträge, Sozialberichte, die Suche nach einer passenden Einrichtung. "Wir begleiten die Menschen durch diesen Prozess", sagt Seefeld. "Und wir bereiten sie auf das Leben danach vor."
Das Leben danach - das ist für viele Klient:innen die größte Hoffnung. Ein normales Leben. Mit Arbeit. Mit Zeit für die Familie. Mit einem neuen Freundeskreis. "Fast alle beschreiben das als ihre größte Sehnsucht", sagt Seefeld. "Ein Leben ohne Drogen. Ohne Straftaten. Einfach normal."
Ein Klient ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Vor vier Jahren kam er in die Beratung, abstinent, motiviert. Er fand Arbeit, zog nicht zurück in seine alte Heimat, sondern baute sich ein neues Umfeld auf. "Er hatte wirklich einen Neuanfang geschafft", erinnert sich Seefeld. Doch irgendwann kehrte er zurück in alte Kreise - und rutschte wieder ab. "Das war bitter. Aber auch das gehört zur Realität."
Jeder Mensch hat Anspruch auf Unterstützung
Was Verena Seefeld besonders betont: In der Beratung spielt es keine Rolle, ob jemand inhaftiert ist oder nicht. "Die Problem sind die gleichen. Menschen sind Menschen. Nur die Umstände sind andere." Es gibt keine Unterschiede in der Haltung, keine Vorbehalte. "Wir arbeiten mit allen gleich. Das ist für mich gelebte Caritas."
Die Suchtberatung ist für viele ein Ort der Hoffnung. Ein Ort, an dem sie ernst genommen werden. An dem sie nicht auf ihre Vergangenheit reduziert werden. Sondern als Menschen gesehen werden - mit Stärken, Schwächen und dem Wunsch nach einem besseren Leben.
"Es geht nicht darum, ob jemand es schafft oder nicht", sagt Seefeld. "Es geht darum, dass er weiß: Wenn er Hilfe braucht, ist sie da." Die Beratung endet oft mit der Entlassung - aber das Angebot bleibt bestehen.
Ein starkes Netzwerk - ohne Druck
Die Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt funktioniert gut. Es gibt keine Erfolgsquoten, keine Vorgaben, keinen Druck. "Das ist wichtig", betont Seefeld. "Denn Veränderung braucht Freiwilligkeit." Die meisten Klient:innen kommen aus eigenem Antrieb. Nur wenige werden geschickt - und wenn jemand nicht will, findet auch keine Beratung statt.
Ein Ort der Hoffnung - auch für die Gesellschaft
Die Arbeit mit inhaftierten Menschen ist herausfordernd. Aber sie ist auch bereichernd. "Ich erlebe so viel Menschlichkeit, so viel Mut", sagt Seefeld.
Was sie sich wünscht?
"Dass mehr Menschen verstehen, dass jeder Mensch in eine schwierige Situation greaten kann. Und Unterstützung verdient."
Die Suchtberatung für Strafgefangene ist ein Ort der Hoffnung, weil hier das Caritas Motto jeden Tag gelebt wird. Not sehen und handeln, ohne Ansehen der Perosn, ist hier Programm.
Das passt auch zum Jahresmotto der Caritas 2025: Caritas öffnet Türen. Durch die Beratung auch die Tür zu einem suchtfreien Leben.