Der römisch-katholische Bischof der ostukrainischen Diözese Charkiw-Saporischschja, Stanislav Szyrokoradiuk, sieht den Krieg auf dem Gebiet seines Bistums als "Preis, den das Land für seine Hinwendung nach Europa zahlt." Russland habe ein Interesse daran, diesen Krieg ständig zu befeuern. "Solange die Ukraine dadurch ein Unruheherd bleibt, ist der Weg nach Weg nach Europa versperrt", erklärte Szyrokoradiuk bei einem Besuch des Diözesan-Caritasverbandes in Paderborn. Der Krieg hat nach UN-Angaben seit 2014 über 10.000 Todesopfer gekostet; an der durch das Minsker Abkommen festgelegten Pufferzone finden täglich Artilleriegefechte statt; die OSZE-Beobachter zählen täglich bis zu 600 Verletzungen der vereinbarten Waffenruhe.
Laut Bischof Szyrokoradiuk würden die von den Separatisten eingesetzten Geschosse aus Russland in so großen Mengen geliefert, das diese nach dem Prinzip des größtmöglichen Verbrauches abgefeuert werden, nach dem Motto "Hauptsache weg damit". Trotz solcher vermeintlicher Ziel- und Planlosigkeit beklage auf der Gegenseite die ukrainische Armee täglich Verluste. "In einer Gemeinde des Bistums wird jede Woche für die Gefallenen im Gottesdienst gebetet. Manchmal werden zehn bis zwölf Namen verlesen." Ob Russland sein Ziel der Destabilisierung des Landes auf Dauer erreiche, bleibt für den Bischof zweifelhaft. Vor dem Krieg sei die Trennung des Landes in einen westlichen und russisch geprägten östlichen Teil immer präsent gewesen. Der Krieg habe hier manche Gräben zugeschüttet. "Die Leute stehen enger zusammen." Allein schon die Versorgung der vielen Binnenflüchtlinge habe die Solidarität im Land wachsen lassen.
Der Diözesan-Caritasverband Paderborn unterstützt seit 2014 die Hilfe der Caritas für die Flüchtlinge und weitere Bedürftige im Bistum Charkiw-Saporischschja. In einem von Bischof Szyrokoradiuk aufgebauten Sozialzentrum in Charkiw werden jährlich rund 10.000 Personen betreut. Sie erhalten Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, aber auch medizinische und psychologische Unterstützung. Die Hilfe erfolgt unabhängig von Konfession oder Herkunft der Betroffenen. Insgesamt leben auf dem Gebiet des Bistums 18 Millionen Menschen, darunter nur 60.000 Katholiken.