Havanna: Dr. Olivier Müller, Leiter von Caritas international (3.v.l.), im Gespräch mit Maribel (4.v.l.), die mit Hilfe der Anbetungsschwestern den Weg aus der Prostitution gefunden hat. (Foto: Carolin Kronenburg / Caritas international)
Kuba gilt als Urlaubsparadies. Doch hinter der Postkartenkulisse stehen eine kaputte Wirtschaft und eine einschränkende Regierung. Eine Gruppe von Caritas-Führungskräften aus Deutschland war mit Caritas international vor Ort, um sich über die aktuelle Situation und die Arbeit von Caritas Kuba zu informieren. Mit dabei: Esther van Bebber, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn.
"In Europa wird das Bild von Kuba vor allem von Oldtimern, Rum und Zigarren beherrscht, das entspricht aber nicht der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung", berichtet van Bebber. Da Venezuela kaum mehr Rohöl liefert, fahren nur noch wenige Autos über die Insel. "Aufgrund der extremen Inflation und fehlender Waren gehen viele Kubaner abends hungrig zu Bett", sagt die Diözesan-Caritasdirektorin. Die Wirtschaftskrise laste schwer auf den Schultern der Menschen.
Esther van Bebber, Diözesan-Caritasdirektorin für das Erzbistum Paderborn, besuchte in Kuba auch Caritas-Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. (Foto: Carolin Kronenburg / Caritas international)
"Kuba befindet sich im freien Fall - diese Aussage eines Gesprächspartners ist mir im Gedächtnis geblieben", sagt van Bebber. Die US-Blockade, der bis heute anhaltende Einbruch des Tourismus durch die Pandemie sowie das Ende der Unterstützung durch Russland und Venezuela haben zur größten Krise in der jüngeren Geschichte des Karibikstaats geführt. "Allein in den letzten zwei Jahren hat eine halbe Million der elf Millionen Einwohner das Land verlassen - Ärzte, Ingenieure, Musiker und Künstler", sagt van Bebber. Sie sei "tief beeindruckt", welche Arbeit Caritas Kuba unter diesen widrigen Umständen auch mit Hilfe der Spenden aus dem Erzbistum Paderborn leistet. "Die caritative Arbeit wird zudem von vielen Ehrenamtlichen federführend unterstützt - Menschen, die selbst in Not sind und trotzdem ihren Nächsten in den Mittelpunkt stellen", sagt van Bebber.
"Seit Gründung der Caritas in Kuba besteht eine enge Partnerschaft mit Deutschland", erklärt Carmen Maria Nodal Martínez, Leiterin der Caritas Kuba. Die Caritas ist in allen elf Diözesen des Landes tätig. Arbeitsschwerpunkte sind: Nothilfe für Betroffene von Naturkatastrophen, Seniorenhilfe und Pflege, die Förderung und Entwicklung von Menschen mit Behinderung und ihrer Familien und in Zusammenarbeit mit den Anbetungsschwestern Ausbildungsprojekte für Frauen als Ausweg aus der Prostitution. "Wir sind sehr, sehr dankbar für die langjährige Unterstützung - besonders in der aktuell schwierigen Lage", sagt Nodal Martínez.
"Wir haben ein Land kennengelernt, das sich in einer beispiellosen Abwärtsspirale befindet", betont auch Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international. In dieser Situation falle Caritas Kuba eine enorm wichtige Rolle zu. "Unser Besuch ist ein Zeichen der Solidarität und die Zusicherung, dass wir zusammen mit unseren Partnern von Caritas Kuba weiterhin an der Seite der Verletzlichsten stehen", so Müller am Ende der Delegationsreise.
Info
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, sichert das Überleben in Krisen und Katastrophen und schafft Perspektiven für Menschen, die besonders schutzbedürftig sind. Weitere Informationen unter: www.caritas-international.de