Hunderttausende ausländische Betreuungskräfte arbeiten und leben in deutschen Privathaushalten zur Unterstützung von Pflegebedürftigen - die meisten jedoch ohne vertragliche Grundlage in Schwarzarbeit. Für legale und faire Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich hat der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn nun gemeinsam mit anderen Caritas-Organisationen in Europa einen Standard für bessere Rahmenbedingungen entwickelt. Titel: "Standard for Fair Care Mobility and Migration in Europe". Grundlage sind unter anderem die Erfahrungen, die die Caritas im Erzbistum Paderborn mit dem seit 2009 im Einsatz befindlichen Angebot "CariFair" gesammelt hat. Dieses hat bereits mehrfach nationale und internationale Anerkennung als vorbildliches Angebot erhalten. Entwickelt wurde der Standard in Zusammenarbeit mit der Caritas Schweiz sowie Caritas-Organisationen in Österreich, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei.
"Der Standard beschreibt, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, um gute und legale Rahmenbedingungen für die Live-In-Betreuung zu gewährleisten", erklärt Claudia Menebröcker, die beim Diözesan-Caritasverband für CariFair zuständig ist. "Beantwortet werden darin Fragen wie: Welche Beschäftigungsform ist geeignet? Wie werden die Betreuungskräfte unterstützt? Wie lässt sich gute Betreuungsqualität für Pflegebedürftige sicherstellen? Wie soll eine Zusammenarbeit mit Pflege-Organisationen in den Herkunftsländern organisiert werden?"
Den Standard könne auch der Politik in Deutschland wichtige Anregungen geben, ist Menebröcker überzeugt. Denn angesichts von geschätzt 300.000 bis 700.000 unter oftmals zweifelhaften Umständen in Privathaushalten lebenden ausländischen Betreuungskräften, sogenannten Live-ins, habe diese lange die Augen verschlossen. "Wir würden es begrüßen, wenn die Vorgaben des Standards auch in der politischen Diskussion um die rechtssichere Gestaltung der Live-in-Betreuung - die die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hat - Berücksichtigung finden würden", sagt Claudia Menebröcker. Die Zahl der Betreuungskräfte lasse sich nur schätzen. "Die meisten dieser Beschäftigungsverhältnisse finden ohne vertragliche Grundlage in Schwarzarbeit statt", erklärt sie. "Das macht die Situation für Pflegebedürftige und ihre Familien, aber auch für die Betreuungskräfte oftmals schwierig."
Beim Angebot CariFair habe man deshalb drei Kernpunkte berücksichtigt: So sind zweisprachige Koordinationskräfte Ansprechpersonen für alle Beteiligten. Sie unterstützen bei den notwendigen Formalitäten, helfen bei Absprachen und begleiten den Einsatz über den gesamten Zeitraum. Dann ist für die fachgerechte pflegerische Versorgung die Beteiligung einer Sozialstation oder Tagespflegeeinrichtung verbindlich. Und zudem wird die Beschäftigung nach deutschem Arbeitsrecht auf der Grundlage des Arbeitgeber-Modells organisiert, bei dem die Familie Arbeitgeberin der Live-in-Kraft ist. "So können wir ein faires und legales Arbeitsverhältnis sicherstellen, das eine echte Hilfe für Haushalte mit Pflegebedürftigen ist", sagt Claudia Menebröcker.
Info
Weitere Informationen unter: www.carifair.de - Ansprechpartnerinnen für CariFair gibt es im Erzbistum Paderborn bei den Caritasverbänden Paderborn, Büren, Gütersloh, Olpe und Soest. Für die übrigen Regionen ist Beata Hulist-Gergis vom Diözesan-Caritasverband Paderborn Ansprechpartnerin, Tel. 05251 209-438 (Montag und Mittwoch von 9 bis 11.30 Uhr, E-Mail: Beata.Hulist-Gergis@caritas-paderborn.de)