Sie sind der größte "Pflegedienst" im Land, und ihre Bedeutung wird aufgrund der demografischen Entwicklung weiter zunehmen: Menschen, die ihre Angehörigen in der eigenen Häuslichkeit pflegen. Ein Job mit Gefährdungspotential. Denn pflegende Angehörige tragen ein hohes Risiko, den Belastungen physisch und psychisch nicht gewachsen zu sein. Entsprechend groß ist in der Fachöffentlichkeit das Interesse an dem neuen Verbundprojekt "Prävention und Rehabilitation für pflegende Angehörige - PuRpA", an dem u. a. der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn beteiligt ist. An der Auftaktveranstaltung des Projektes nahmen jetzt online rund 230 Fachleute aus Verbänden, Politik, Wissenschaft und Gesundheitshilfe teil.
Das durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW geförderte Verbundvorhaben zielt darauf ab, im Rahmen von drei eigenständigen Modellprojekten und einem Querschnittprojekt Konzepte für stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen sowie eine zugehende sektorenübergreifende Unterstützung in der eigenen Häuslichkeit für pflegende Angehörige und pflegebedürftige Menschen in NRW zu entwickeln, zu erproben und zu bewerten. Die AWO (Bezirk Westliches Westfalen / AW Kur und Erholung GmbH) verantwortet die Konzeptentwicklungen für stationäre Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige sowie für Case Management für pflegende Angehörige. Der Diözesan-Caritasverband Paderborn konzipiert Begleitangebote für pflegebedürftige Begleitpersonen während einer stationären Vorsorge-/ Rehabilitationsmaßnahme der pflegenden Angehörigen. Das Querschnittsprojekt "Bedeutung zielgruppengerechter und nutzer*innenorientierter Versorgungskonzepte" wird vom Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich an der Fachhochschule Bielefeld getragen.
In ihren Grußworten unterstrichen Josef Neumann, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, und Udo Diel, Leiter der Abteilung Soziales, Pflege und Alter des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die Relevanz der Bestrebungen im Verbundvorhaben. Der Erhalt und die Förderung der Gesundheit pflegender Angehöriger und pflegebedürftiger Menschen trage langfristig zur Sicherstellung der häuslichen Pflege bei und sei daher ein wichtiger Baustein zur Aufrechterhaltung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung.
"Vorsorge- und Reha-Maßnahmen für unterschiedliche Indikationen sind zwar vorhanden, doch ein Angebot, das sich speziell an den Bedarfen von pflegenden Angehörigen und ihren pflegebedürftigen Familienangehörigen orientiert, gibt es in der Form noch nicht", begründete Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber das Engagement ihres Verbandes. Aus den bereits bestehenden vereinzelten Kurangeboten für pflegende Angehörige solle mit Hilfe der Konzeptentwicklung durch die Caritas die Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau geschaffen werden. "Dabei nehmen wir das gesamte häusliche Pflegesetting in den Blick und richten die Strukturen auf die Belange und Bedarfe des Tandems pflegender Angehöriger und Pflegebedürftiger aus." Ein solches Tandem brauche ein eigenes "Tandem-Angebot". Die Erkenntnisse aus dem Bereich Reha sowie aus Kurzzeit- und Tagespflege sollen dabei zusammengeführt werden.