Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wie kann die Zusammenarbeit von Jung und Alt, von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gefördert werden? Fragen wie diesen stellten sich rund 50 Teilnehmer bei einer Online-Tagung des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn.
Auf eine gewisse widersprüchliche Wahrnehmung des gesellschaftlichen Zusammenhalts verwies Gastreferent Andreas Grau von der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh. Während 75 Prozent der Befragten einer Bertelsmann-Studie im vergangenen Jahr sagten, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland gefährdet sei, beurteilten gleichzeitig 68 Prozent den gesellschaftlichen Zusammenhalt im eigenen Umfeld als stark oder sehr stark. Immerhin zwei Drittel der Befragten meinen, dass ihr Engagement einen Unterschied ausmachen kann - das sei ein Ansatzpunkt zur Stärkung des Zusammenhalts. Ein Gefühl von Verbundenheit, starke soziale Beziehungen und eine gewisse Gemeinwohlorientierung bilden laut Andreas Grau die zentralen Faktoren für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Menschen miteinander in Kontakt zu bringen sei unter den Bedingungen der Pandemie allerdings sehr schwierig.
Gastreferentin Mathilde Langendorf, Pressesprecherin des Deutschen Caritasverbandes, verwies auf Handlungsfelder, die laut einer repräsentativen Caritas-Umfrage im Mittelpunkt der politischen Bemühungen stehen sollten: Die Aufwertung der sozialen Berufe, der Klimaschutz sowie die Unterstützung der sozialen Infrastruktur wurden von den Befragten als wichtigste Punkte benannt. Aufgegriffen werde dieser Wunsch mit der aktuellen Caritas-Jahreskampagne "Gemeinsam durch die Krise: #DasMachenWirGemeinsam", sagte Mathilde Langendorf.
Wie der gesellschaftliche Zusammenhalt ganz praktisch gestärkt werden könne, diskutierten die Caritas-Mitarbeitenden in Arbeitsgruppen. In einem waren sich alle einig: "Es ist gerade durch Corona nochmal wichtiger geworden, für abgehängte Gruppen verstärkt eine Anwaltschaft wahrzunehmen und sie in der Vertretung ihrer Anliegen zu unterstützen", fasst Marie-Luise Tigges vom Diözesan-Caritasverband Paderborn zusammen. "Darüber hinaus bedarf es einiger Fantasie, um Gelegenheiten zu schaffen, dass sich Menschen aus verschiedenen Gruppen treffen und in Kontakt zu kommen. Denn Menschen brauchen Kontakte." Dies sei spätestens in einer "Nach-Corona-Zeit" ein wichtiges Anliegen.