Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Flüchtlinge hat sich seit 2015 zwar vervierfacht, doch ein Großteil von ihnen arbeitet in Hilfsjobs, zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW. "Wir brauchen mehr arbeitsmarktpolitische Förderung für Flüchtlinge, damit diese zu den dringend benötigten Fachkräften werden", sagt der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig, der auch Vorsitzender des Ausschusses "Arbeit/Arbeitslosigkeit" der Freien Wohlfahrtspflege in NRW ist. Erschwert werde dies allerdings durch rechtliche Regelungen.
Zum Internationalen Tag des Flüchtlings am 20. Juni bestätigt der aktuelle Arbeitslosenreport für NRW den positiven Bundestrend: Auch in Nordrhein-Westfalen kommen immer mehr Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt an. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im September 2018 bei rund 60.000, in den Kreisen und kreisfreien Städten im Erzbistum Paderborn waren es 15.190, ein Anstieg um 61,7 Prozent. Auch machen deutlich mehr Flüchtlinge eine Berufsausbildung, knapp 8.500 waren es NRW-weit, fast 2.000 im Erzbistum Paderborn. "Das ist eine positive Entwicklung, die wir auch tausenden Ehren- und Hauptamtlichen der Caritas und der anderen Wohlfahrtsverbände verdanken", sagt Lüttig. "Mit viel Einsatz haben sie bei der Integration in Arbeit und Ausbildung geholfen."
Kritisch sieht Lüttig allerdings, dass die rechtlichen Regelungen zur Arbeits- und Ausbildungsförderung von Flüchtlingen nach wie vor sehr komplex und schwer durchschaubar sind. Der Weg in Job und Arbeit ist deshalb für viele noch immer beschwerlich und zeitraubend. Das gerade verabschiedete Ausländerbeschäftigungs-förderungsgesetz hätte den Zugang zu den dringend notwendigen Maßnahmen der Ausbildungsförderung und berufsbezogenen Deutschförderung für alle Flüchtlinge erleichtern können. "Doch die Regelungen sind unzureichend, weil sie zu viele Gruppen von Flüchtlingen von einzelnen Leistungen ausschließen", kritisiert Lüttig. Wer in Deutschland eine Arbeitserlaubnis erhalte, müsse auch sofort alle nötigen berufsvorbereitenden und ausbildungsfördernden Hilfen erhalten können, fordert er.
Zahlen zu den meisten Kreisen und kreisfreien Städten in NRW unter www.arbeitslosenreport-nrw.de
Hintergrund "Arbeitslosenreport NRW":
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.deheruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz.
In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an.