„Frieden beginnt bei mir“
"Frieden beginnt bei mir" - das ist in meinen Augen ein ziemlich gut gewähltes Motto für die Jahreskampagne. Was ist die erste Bedingung für den Frieden weltweit und auch für den Frieden mit der Natur, mit den Tieren, mit der Schöpfung? Dass ich mit mir selbst einigermaßen im Reinen bin und mit mir selbst meinen Frieden schließe. Gar nicht so leicht, mit sich im Einklang zu sein. Denn ich vergleiche und messe mich ja wahrscheinlich dauernd mit anderen und lebe dann schnell im Unfrieden mit mir und ihnen. Wenn ich das nicht mehr brauche, dann schenkt mir das eine gewisse Gelassenheit und Heiterkeit, einen "inneren Frieden", der sich dann auch vielleicht nach außen überträgt. Das setzt viel an "Bewusstseinsarbeit" und "Bewusstseinsbildung" voraus. Dass ich ein wenig in mich gehe und den Neid, das Gefühl des Ungeliebtseins, die Ressentiments und die Unzufriedenheit in mir erspüre und mir dann über mich selbst auch nicht dauernd etwas vormache. Dass ich mich ehrlicherweise so annehmen kann, wie ich bin. Mit meinen Begabungen und mit meinen Schwächen. Also mit einem gewissen Realismus mir selbst gegenüber und meinen Fähigkeiten. Und meinen oft verborgenen Absichten und dem Chaos in mir. Bei Jesus heißt es ja: "Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein." (Mt 15,11).
Der Glaube hilft mir dabei, wenn Gott zu mir sagt: Du bist geliebt und unendlich wertvoll, egal, was du leistet oder kannst. Du bist wer. Ich glaube, dass es zuerst darum geht.
Und die Gewalt der Worte, die aus meinem inneren Unfrieden herauskommen, aus meiner Wut , meinem Neid oder gar der Verachtung Anderen gegenüber, die zum Teil brutale Art und Weise, wie wir privat und öffentlich voneinander denken und miteinander reden, all das führt unweigerlich auch zu einer Gewalt der Taten. Meine Worte sind niemals einfach nur harmlos. Deswegen beginnt der Friede immer bei mir. Schon Worte können zu Waffen werden. Mit dem, was aus meinem Inneren herauskommt, kann ich Menschen aufrichten und groß machen oder kleinreden und vernichten.
Papst Franziskus sagt das ja auch immer wieder: "Mit Frieden gewinnt man alles.". Und dieser Friede beginnt mit meiner Art, mein Leben und die Welt zu sehen und darüber zu kommunizieren. Papst Franziskus: "Es ist der Friede, der dir den Mut verleiht, weiterzugehen; der Friede, der dein Herz zum Lächeln bringt." Das ist der Friede in mir, der etwas anderes ist als Selbstzufriedenheit.
Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn
(veröffentlicht im Bistumsteil von Caritas NRW, erscheint am 28.3.2024)