Weihnachten: Geborgenheit im Familienkreis, Erinnerungen an selige Kinderzeiten. Was auch immer mit diesem Fest verbunden wird - vereinsamte und gesellschaftliche ausgegrenzte Menschen können diese Tage als enorme psychische Belastung erleben. Caritative Einrichtungen im Erzbistum Paderborn sorgen dafür, dass auch Menschen am Rande der Gesellschaft Weihnachten mit positiven Gefühlen erleben. Drei Beispiele aus Ostwestfalen:
In Bielefeld ist jeder willkommen bei der traditionellen Weihnachtsfeier unter dem Motto "Bahnhof Bethlehem" in der Bahnhofshalle. Zwischen 600 und 800 Besuchern erwartet Ulrich Paus, Vorstand des Caritasverbandes Bielefeld, zum ökumenischen Gottesdienst um 18.30 Uhr mit anschließendem Essen. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Besucher sei "erkennbar bedürftig", erinnert er sich an die vergangenen Jahre. "Aber es kommen auch viele Gutbürgerliche." Etwa die Hälfte der geschäftigen Bahnhofshalle ist an Heiligabend mit Bierbänken und -tischen vollgestellt, an denen die Festsuppe von mehr als 50 Engagierten serviert wird.
Ausgerichtet wird die Feier von Caritas, Diakonie, Heilsarmee, Gemeinschaft Sant´Egidio, Dekanat Bielefeld-Lippe, evangelischem Kirchenkreis und evangelischem Sozialpfarramt. Die Deutsche Bahn stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Bahnhofsmission, die von Caritas und Diakonie getragen wird, sei an Heiligabend deshalb geschlossen, sagt Paus. "Dort lagern die Geschenke." Denn für alle Bedürftigen gibt es anschließend eine Präsenttüte mit Kaffee, Dosensuppe, Schokolade, Lebkuchen oder Handcreme - gespendet und individuell gepackt und verziert von zahlreichen Freiwilligen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Sein persönliches Highlight der Weihnachtsfeiern in der Bahnhofshalle erlebte Ulrich Paus im vergangenen Jahr: Da beobachtete er "einen sehr schicken Menschen mit teurem Anzug", der bei "Oh du fröhliche" zu weinen begann. "Das hat mich sehr berührt."
In Minden ist die Wärmestube der Caritas sowohl an Heiligabend wie auch den Weihnachtsfeiertagen wie gewohnt für Menschen vom Rand der Gesellschaft mittags geöffnet. "Für diese Tage bereiten wir ein ganz besonderes Essen vor", sagt Leiterin Schwester Annette Stuff. An Heiligabend gebe es Schweinebraten mit Rotkohl und Salzkartoffeln, an den anderen Tagen Rinderroulade und Hähnchenschenkel, sagt Schwester Annette, die bis 2013 im Campo Santo direkt neben dem Petersdom in Rom regelmäßig auch Papst Benedikt XVI. bekochte. An Heiligabend und am ersten Weihnachtstag wird das Essen kostenlos abgegeben, sonst kostet es 80 Cent. "Wir werden auch Weihnachtslieder singen und ich werde weihnachtliche Geschichten vorlesen", sagt Schwester Annette. In dem mit Christbaum und Krippe geschmückten Gastraum werde man es sich "einfach gemütlich" machen. "Gewöhnlich spielt dann einer der Gäste Mundharmonika, andere tragen Gedichte vor." Für alle gibt es auch Geschenke wie Handschuhe, Rasierzeug, selbst gemachte Marmelade und von Spenderinnen gestrickte Socken, aber auch selbst gebackene Plätzchen. "Dann zieht ein herrlicher Duft durch die Wärmestube", schwärmt Schwester Annette. "Manche unserer Gäste sagen dann, es ist schön hier wie bei Mama."
Nicht alle der gewöhnlich 40 Gäste der Wärmestube werden Heiligabend kommen. Einige der Jüngeren, die meist aufgrund von Drogen- oder Alkoholmissbrauch die Wärmestube besuchen, werden dann bei ihren Familien sein. Die übrigen bleiben auch noch zusammen, wenn die Wärmestube an Heiligabend gegen 17 Uhr schließt. "Die treffen sich dann bei jemandem, der noch ein eigenes Zimmer hat." Denn viele der Gäste, die unter Einsamkeit leiden, hätten in der Wärmestube Freunde gefunden, berichtet Schwester Annette.
Eine lange Festtafel bereitet der "SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste" in Paderborn in der Tagesstätte für Wohnungslose vor. "Sehr, sehr emotional" gehe es dabei an Heiligabend zu, sagt SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof. "Viele der Wohnungslosen haben Kinder, haben aber kaum mehr Kontakt zu ihnen." Weihnachten sei für sie deshalb "eine besondere Form der Erinnerung", gerade, wenn man seine Heimat verloren habe. Begonnen wird die Weihnachtsfeier mit einer Andacht, die Domkapitular Dr. Thomas Witt, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, hält. Nach dem anschließenden festlichen Essen überreicht der SKM jedem der rund 30 bis 40 Gäste ein umfangreiches Weihnachtsgeschenk, für das an der Krippe im Paderborner Dom sowie von Azubis Mitarbeitern der Schule für Gesundheitsfachberufe des Brüderkrankenhauses gesammelt wurde. Neben Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Unterwäsche gibt es auch einen Schlafsack, Tabak und vom SC Paderborn eine Eintrittskarte für das Spiel des SCP am 17. März gegen Ingolstadt, verrät Joachim Veenhof.