Krankenhäuser und Altenheime sind nach Auffassung des Kölner Diözesan-Caritasdirektors Dr. Frank Johannes Hensel ungeeignet als Geschäftsmodell renditeorientierter Unternehmen. Das habe die Corona-Pandemie deutlich gezeigt. "Systemrelevanz verträgt sich nicht mit einem entfesselten Wettbewerb", schreibt Hensel in der neusten Ausgabe der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift "Caritas in NRW" (3/2020), die der Diözesan-Caritasverband Paderborn mit herausgibt.
Krankenhäuser könnten "eben nicht als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden, die jederzeit genug Rendite erbringen müssen und dafür Personal, Ausrüstung und Notfallkapazitäten stets knapp halten sollten", betont Hensel. Systemrelevanz benötige "die volle Funktionsfähigkeit im Krisenfall". Der Mangel an Schutzmasken, Kitteln und Desinfektionsmitteln habe die Reaktionsfähigkeit vor Ort deutlich geschwächt. "Er kann nur mit einer vonseiten des Landes deutlich unterstützten Vorratshaltung beantwortet werden."
Die Systemrelevanz von Krankenhäusern und Altenheimen erfordert nach Auffassung des Caritasdirektors faire und tariflich geregelte Bezahlung und ausreichend menschliche Zuwendung. Hier sei die Gemeinnützigkeit von Trägern sehr passend. Hensel verweist darauf, dass der Lohn in Caritasheimen im Schnitt um 20 Prozent über dem Branchenmittel liege.
Gezeigt habe sich in der Krise ferner, dass das allzu oft allein auf Ehrenamt und humanitärer Hilfe basierende System der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Leistungen an seine Grenzen stößt. "So waren Tafeln schnell leer. Menschen, die zuvor auf dieses System vertrauen mussten, standen plötzlich vor dem Nichts. Charity greift als Instrument einer starken Sozialpolitik, deren Anliegen es sein muss, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern, zu kurz."
Caritas in NRW ist die gemeinsame Zeitschrift der Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn mit Sitz in Düsseldorf. Die 52-seitige Zeitschrift kann kostenlos angefordert werden per E-Mail an: vertrieb@caritas-nrw.de