Weihnachtsmusik, Festtagsbraten, glitzerndes Lametta - danach sucht man in der Kommunalen Gemeinschaftsunterkunft am Frankfurter Weg in Paderborn vergeblich. Lediglich eine Lichterkette im Bürofenster der Malteser - seit zwei Jahren Betreiber der Einrichtung - und zwei Weihnachtsbäume im Eingangs- und Aufenthaltsbereich deuten auf die kommenden Feiertage hin.
Nachdem anfangs vorwiegend Familien in dem ehemaligen Bürogebäude einer Möbelfirma untergebracht waren, wohnen dort aktuell ausschließlich männliche Flüchtlinge im Alter von 18 bis 80 Jahren. In Spitzenzeiten wurden bis zu 300 Personen betreut. Zurzeit sind es 65 Männer aus zwanzig Staaten. Sie kommen zum Beispiel aus Afghanistan, aus Syrien, dem Irak, aus Mali, Eritrea und Albanien. Viele sind Muslime, es gibt aber auch Christen unterschiedlicher Konfessionen und Menschen jesidischen Glaubens.
"Für die meisten unserer Bewohner ist Weihnachten keine besondere Zeit. Eher könnte sich etwas Langeweile einstellen, da während der Feiertage weder Sprachkurse noch andere externen Angebote stattfinden", sagt Ahmet Yildirim von den Maltesern, Leiter der Einrichtung. Um dem vorzubeugen, will Betreuerin Fatima Maghames ein gemeinsames Plätzchenbacken anbieten. In der großen Gemeinschaftsküche, in der sich die Bewohner selbstständig ihr Essen zubereiten, finden regelmäßig Kochkurse statt. Hier werden vor allem erst einmal "basics" erlernt, da die männlichen Flüchtlinge früher vorwiegend von ihren Müttern oder Frauen bekocht wurden. Fatima Maghames möchte so Küchenwissen und deutsche Weihnachtstradition gleichermaßen vermitteln.
"Wir verstehen dies als Angebot, die deutsche Kultur besser kennenzulernen. Genauso wie unsere kleine Adventsfeier, die jetzt mit allen haupt- und ehrenamtlichen Betreuern in der Unterkunft stattfand", berichtet Ahmet Yildirim. Zu dieser Feier waren u.a. der Leiter des Sozialamtes, ein Vertreter der Polizei und des Wachdienstes eingeladen. In der positiven Kooperation aller beteiligten Stellen sieht Ahmet Yildirim den Grund für das gute Gelingen seiner Einrichtung. Auch ein benachbartes Bauunternehmen ließ es sich nicht nehmen, eigens für die Adventsfeier zwei Weihnachtsbäume mit Deko zu stiften. Die mit Kugeln, Äpfeln und Lichterketten geschmückten Bäume machen neugierig, so auch Abede, 19 Jahre, aus Eritrea und Essa, 25 Jahre, aus Mali. Beide sind bereits seit gut einem Jahr in Deutschland und intensiv dabei, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Die Weihnachtsbäume sehen sie als schöne Abwechslung und freuen sich über die stimmungsvolle Dekoration. Und so ganz nebenbei gibt es damit auch Einblicke in deutsche Weihnachtsbräuche und die eigentliche Bedeutung von Weihnachten. Was den Maltesern in diesen Tagen besonders wichtig ist: Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung eine sichere Herberge zu geben - gemäß ihrem Leitspruch "Bezeugung des Glaubens und Dienst an den Armen und Kranken".
Anke Buttchereit