Nicht ängstlich sein, sondern "das Fremde zunächst einmal ohne Vorbehalte und Berührungsängste wahrzunehmen und gastlich anzunehmen" - dazu hat Weihbischof em. Manfred Grothe aufgerufen. Im Fremden könne Gott selbst den Menschen begegnen, sagte er in einem Pontifikalamt zum Caritas-Tag am Samstag im Hohen Dom in Paderborn. Ausgehend von der alttestamentlichen Erzählung von Abraham, der drei fremde Männer gastfreundlich aufnahm und in ihnen Gott begegnete (Gen 18,1-10), betonte Grothe, die Erzählung mache Mut, ohne Berührungsängste auch auf Fremdes und Unbekanntes zuzugehen. Allerdings dürfe man sich auch nichts vormachen: "Nicht in allem Fremden, Unbekannten, Neuen begegnet uns Gott." Es gelte, genau hinzuschauen, und gemäß der Tradition der Kirche "die Geister zu unterscheiden".
Vor rund 800 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus caritativen Initiativen, Diensten und Einrichtungen im Erzbistum Paderborn betonte Weihbischof em. Manfred Grothe, es sei wichtig, dass "nicht gleich der Rolladen heruntergeht, wenn uns etwas fremd ist, sondern dass ich zunächst einmal offen bin". Eine daraus entstehende Begegnung könne dem eigenen Leben eine Richtung geben, "von der wir spüren: Die ist heilig." Diese Erfahrung hätten auch viele in der Caritas Tätige gemacht.
Grothe ermutigte die anwesenden Mitarbeiter, "in ihrem caritativen Engagement und Einsatz nicht müde zu werden". In diesem Zusammenhang erwähnte er das Engagement der Gemeinschaft Sant´Egidior, die in besonderer Weise die Erfahrung lebe, dass Freundschaft und Gastfreundschaft heilig seien. Seit 1968 widme sich die von Studenten gegründete Gemeinschaft fünf Grundanliegen: der Freundschaft mit den Armen, dem Dienst am Frieden, dem Gebet, der Weitergabe des Evangeliums und dem Bemühen, eine Gemeinschaft ohne Grenzen und Mauern zu sein. "Mit der Zuwendung beginnt alles", sagte Grothe. "Zuwendung zum Fremden, zum Bedürftigen, fordert Überwindung." Bedürftigkeit nachhaltig zu bekämpfen, bedeute "von und mit den Fremden, den Armen, zu lernen, was Not wendet."