Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW belegt: Je besser qualifiziert Arbeitslose sind, umso leichter finden sie zurück auf den Arbeitsmarkt. Doch wer Hartz IV bezieht, profitiert kaum von beruflichen Weiterbildungsangeboten. Dies zeigt sich auch in den Kommunen und Kreisen im Bereich des Erzbistums Paderborn. Hier hatten im Dezember 2017 rund 93.595 der insgesamt 145.309 Arbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Während Fachkräfte in der Regel schnell eine Stelle finden, ist die Situation für Geringqualifizierte fast aussichtslos. So lag die Arbeitslosenquote von Ungelernten im Erzbistum Paderborn im Jahr 2017 mit 18,6 Prozent deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent. "Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt können wir nur mit Aus- und Weiterbildungen erhöhen", so der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. Auch wenn der Fachkräftemangel in NRW derzeit noch berufsspezifisch und regional begrenzt sei, klagten Arbeitgeber über zunehmende Probleme, Stellen zu besetzen.
Doch obwohl rund 70 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, sind geringqualifizierte Arbeitslose im Hartz-IV-System von beruflichen Aus- und Weiterbildungen weitgehend ausgeschlossen. Zwischen November 2016 und Oktober 2017 entfielen nur 5,6 Prozent der Zuweisungen in Fördermaßnahmen auf Maßnahmen zur Berufswahl, Berufsbildung oder beruflichen Weiterbildung. Im System der Arbeitslosenversicherung waren es im gleichen Zeitraum hingegen 26,9 Prozent, obwohl Empfänger von Arbeitslosengeld aus der Arbeitslosenversicherung in den Kommunen und Kreisen im Erzbistum Paderborn vergleichsweise besser qualifiziert sind. "Diese Zahlen spiegeln Verfehlungen in der Arbeitsmarktpolitik des letzten Jahrzehnts wider", kritisiert Lüttig. "An- und ungelernte Arbeitslose müssen viel mehr Angebote zur beruflichen Weiterbildung erhalten, die ihnen idealerweise konkrete Perspektiven auf einen Berufsabschluss eröffnen."
Dazu seien neue Konzepte nötig, die die Wünsche und Talente von Menschen im verfestigten Hartz IV-Bezug berücksichtigten, etwa handwerkliches Geschick und Kreativität. Gleichzeitig benötigten sie aufgrund von problembelasteten Biografien, fehlenden Schulabschlüssen, wenig Lernerfahrung oder schlechten Deutschkenntnissen begleitende Unterstützung.
Die Freie Wohlfahrtspflege fordert mehr in die Qualifizierung insbesondere von un- und angelernten Arbeitslosen zu investieren und die Mittel dafür deutlich zu erhöhen. "Genau dort, wo die Not der Menschen und die Potentiale zur Fachkräfteentwicklung besonders groß sind, wird am wenigsten investiert. Dies widerstrebt nicht nur jedem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden, sondern auch der Vernunft", so Josef Lüttig. Auch für viele Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete kann nach Ansicht der Freien Wohlfahrtspflege eine nachholende Berufsausbildung oder abschlussbezogene Weiterbildung ein wichtiger Baustein zu Integration und Teilhabe sein.