Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn will sich verstärkt für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Gemeinsam mit den Caritasverbänden des Kreises Olpe sowie Hagen beteiligt er sich als Pilotregion am bundesweiten Projekt "Geschlecht. Gerecht gewinnt. Förderung einer geschlechtergerechten Organisationskultur in der Caritas". Träger des Projektes, das in vier weiteren Regionen in Deutschland durchgeführt wird, ist der Deutsche Caritasverband.
"Das Projekt ist ein wichtiger und notwendiger Schritt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit", sagte Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig bei der Kick-Off-Veranstaltung gestern in der katholischen Akademie Schwerte. Zwar seien 82 Prozent der rund 56.000 Caritas-Mitarbeiter im Erzbistum Paderborn weiblich. Doch seien Frauen auf der Führungsebene unterrepräsentiert. "Da ist Veränderung nötig." Lüttig betonte, dass Organisationen erfolgreicher seien, die einen Mix an verschiedenen Erfahrungshintergründen unter ihren Mitarbeitern und Führungskräften aufweisen könnten. "Ich glaube, Teams arbeiten erfolgreicher, wenn wir Vielfalt fördern. Innovationen können dann besser sprudeln." Im Rahmen des Projektes gelte es, strukturelle Barrieren auszumachen, die Ursache für Benachteiligungen sein können. Ein wichtiges Element für Geschlechtergerechtigkeit seien dabei flexible Arbeitszeitmodelle.
Ein erheblicher Einflussfaktor für ungleiche Arbeitsverhältnisse von Frauen und Männern seien die im Durchschnitt sehr unterschiedlichen Erwerbsbiografien, sagte Anne-Kerrin Gomer, Projektleiterin beim Deutschen Caritasverband. Während Männer während ihres Lebens gleichmäßig überwiegend in Vollzeitstellen arbeiteten, seien Frauen wegen Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen überdurchschnittlich häufig in Elternzeit oder in Teilzeitstellen tätig. Diese Unterbrechungen der Berufstätigkeit hätten Auswirkungen auf die Karriere. Hinzu kämen Stereotype, die Frauen unterstellten, nicht an Karriere interessiert zu sein, oder die dafür sorgten, dass Führungskräfte die Leistung von Männern häufig über- und die von Frauen unterschätzten.
Als zentrale Handlungsfelder im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit sollen deshalb in den beteiligten Verbänden bis Ende 2018 die Personalentwicklung, der Führungsstil, die Gremienbesetzung und vereinbarkeitsorientierte Arbeitsmodelle intensiv in den Blick genommen werden. Ein positives Fazit zum Ende der Kick-Off-Veranstaltung zog Esther van Bebber, Koordinatorin des Kompetenzteams Geschlechtergerechtigkeit beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. "Wir haben zwar gemerkt, dass wir schon einiges Gute auf den Weg gebracht haben, etwa in Bezug auf flexible Arbeitszeitmodelle. Aber es gibt trotzdem noch viel anzupacken."
Stichwort
Das Projekt "Geschlecht. Gerecht gewinnt. Förderung einer geschlechtergerechten Organisationskultur in der Caritas" des Deutschen Caritasverbandes wird gefördert durch das Programm "rückenwind - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft" im Europäischen Sozialfonds (ESF). Es baut auf Ergebnissen des rückenwind-Projekts "Gleichgestellt in Führung gehen" (2012 - 2014) auf. Pilotstandorte und Regionen sind neben dem Erzbistum Paderborn das Bistum Osnabrück, Duisburg, Krefeld und München.